Ich war schon oft in Paris. Das erste Mal mit ungefähr 20 Jahren. Man hörte, dass Freunde einfach so mal eben 5 Stunden zum Frühstücken dort hinfuhren. Umso mehr freute ich mich, als ein Freund dort seine Freunde besuchen wollte und er mich fragte, ob ich mit fahren wolle.
Ja – ich wollte!
Also fuhren wir mit seinem schwarzen Polo Richtung Paris. Die Fahrt ging wie um Fluge vorbei und schon bald waren wir bei seinem Freund, der über Bayer (ein Chemiekonzern), dort arbeitete.
Sie wohnten in einem Pariser Vorort: Houilles. In einem wunderbaren Haus, das innen aber nicht mehr so wunderbar war, weil die Dame des Hauses, mit einem Fernstudium der Malerei beschäftigt war. Sie erzählte, dass ihr erster Auftrag war, eine Linie zu zeichnen. Beeindruckend!
Die Küche erinnerte eher an eine Studentenbude, wo sich niemand für das säubern und wegräumen zuständig sah. Zwei Hunde und viele Vögel gehörten mit zum Haus Inventar.
Das Bad sah wie ein Lost Place aus. Alles verstaubt, als hätte hier seit Jahren niemand mehr die herumliegenden Utensilien angefasst.
Wir bekamen das Gästezimmer, das eine Art Abstellkammer war, mit einer ziemlich durchsifften Couch, auf der wohl die Hunde sonst schliefen. Ich glaube, es gab so ca. 3 Vogelkäfige, die ebenfalls im Zimmer standen. Vom Geruch will ich hier jetzt nicht reden. Na – das konnte ja heiter werden.
Ein kleiner Garten gehörte mit zum Haus. In dem wir dann abends saßen. Es war Sommer, die Luft warm und nebenan hörte man Bewässerungsanlagen. Ja – es hatte was Exotisches für mich. Der Rotwein stand auf dem Tisch. Dieser Charme von Süden in einer lauen Sommernacht.
Seine Freunde befanden, dass wir ein gutes Paar abgeben würden, was mich zusammenzucken ließ. Was?
Wir saßen noch lange dort. Irgendwann des Nachts gingen wir schlafen. Die Nacht war bescheiden kurz für mich. Die Vögel zwitscherten, was die Stimmbänder hergaben. Genervt davon, trug ich die Vogelkäfige aus dem Zimmer raus. Zudem der Geruch für mich unsagbar schlimm war.
Unsere Gastgeber bewirteten uns gut und am nächsten Morgen ging es dann auch schon per Zug nach Paris. Das erste Mal sah ich die berühmte Metro mit ihren unzähligen Gängen. Wir besuchten fast alles an Sehenswürdigkeiten, was man halt anschauen konnte.
Da war er, der Eifelturm! Imposant stand er dort. Es hatte was von Stolz. Damals war der Eifelturmbereich nicht abgegrenzt. Man konnte noch einfach unter ihm durchlaufen. Genau wenn man unter ihm stand, bot sich ein überwältigender Blick.
Unsere Gastgeber gaben sich alle Mühe uns Paris näher zu bringen! Was auch gelungen war. Paris hatte mich am Haken.
Am zweiten Tag erkundeten meine Begleitung und ich ohne unsere Gastgeber, weitere Teile von Paris. Es war auch der Tag an dem wir wieder nach Köln fuhren. Da ich ein Faible für Straßenmusik habe, standen wir recht lange am Centre Pompidou. Auf dem Platz spielte eine Reggae Band. Die Straßencafés sowie die rhythmische Musik, beamten mich in ein tolles Gefühl des Glückes. Meine Begleitung fotografierte mit seiner Spiegelreflex die Szenerie. Ich selbst hatte bis dato auch fotografiert, aber mit einer Kleinbild Kamera. Am liebsten hätte ich ihm die Kamera abgenommen um selbst damit zu fotografieren.
Ich bin aus tiefster Seele Street Fotografin. Das wurde mir in diesem Moment so klar, wie nie zuvor.
Mein Ärger war so groß, dass ich wieder in Köln angekommen, mir am nächsten Tag meine erste Spiegelreflex Kamera gekauft habe.
Von da an gab es kein Halten mehr – aber das ist eine andere Geschichte J
Kurzum, auch wenn der erste Aufenthalt mit nicht so komfortablen Unterbringungsmöglichkeiten glänzte, hatte ich mich in Paris verliebt!
Ich war seitdem schon einige Male dort. Paris stellt sich immer wieder neu für mich dar. Eine Stadt, die genau wie Köln, tausend Gesichter bietet. Allerdings war ich beim letzten Besuch das erste Mal am Place Pigalle. Die Mausefalle von Paris (das Vergnügungsviertel). Es war eher ernüchternd, als wie besungen im deutschen Lied von einer Zeit, die längst vergangen. Das Viertel ist verkommen mit zig Porno Läden, die zwischen Souvenir Läden ihren Platz haben. Ein Pulk an Menschen. Mir war unwohl dort. Hatte ich das Gefühl, dass Diebe auf der Lauer standen und in organisierten Banden dort Leute ausspähten, die sie beklauen konnten. Also schnell wieder weg.
Was ebenfalls neu für mich war, ist der Vorort von Paris: Nanterre. Dort hatten wir auch unser Hotel. Mit dem Zug war man schnell in Paris.
Ein Viertel, welches berühmt für den Grand Arche ist. Ein Architektonisches Bauwerk der Neuen Zeit. Aber auch der Rest ist wunderschön. Architektur Fans kommen da voll auf ihre Kosten.
Unser Weg führte uns in das Malerviertel (Montmatre) mit wunderbaren Erinnerungen im Gepäck, war man gespannt und ich freute mich, einen alten wahrhaftigen Teil von Paris sehen zu können. Was ich sah, hat mich erschreckt. Eine einzige Touristen Meile. Nichts mehr zu sehen vom Platz, wo Maler ihre Bilder malten und man sich am Straßenrand in ein Café setzt, um die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Der Ganze Platz war mit irgendwelchen Fressbuden vollgestellt. Dazwischen irgendwo ganz klein, hier und da ein/e Maler/rin mittendrin. Wo war der Charme?
Auf der weiteren Suche nach Paris schlenderten wir an der Seine entlang. Das aller erste Mal. So richtig unten am Ufer. Ein ebenfalls neues Erlebnis für mich. Ich fand mich gedanklich in alten Filmen wieder. Bis zum Notre Dame gingen wir. Damals – vor gefühlten 100 Jahren war ich dort. Sehe immer noch den Tauben Mann vor mir. Ein scheinbar Obdachloser, der einen sehr innigen Kontakt zu den Tauben hatte. Viele dieser Stadt Flieger klebten förmlich an ihn. Ich habe ihn damals fotografiert. Seinen wilden direkten Blick in meine Kamera. Welches ich ebenfalls hier zeige. Ich fotografiere Menschen, wenn Sie etwas in mir auslösen. Dieser Mann war für mich ein Teil von Paris!
Nun wieder hier, nach einer halben Ewigkeit, finde ich den Platz wieder vor. Hier und dort etwas modernisiert. Der Tauben Mann ist nicht mehr da. Dafür sehe ich einen anderen Mann, der ebenfalls Tauben an sich kleben hat. Er hat nichts von dem Mann, den ich vor vielen Jahren hier sah. Er sieht gewöhnlich klassisch sportlich angezogen aus. Sein Blick erzählt keine Geschichte. Er will Geld haben, wenn man ihn mit den Tauben fotografiert. Ihm fehlt die Seele in den Augen. Reine Geldgier stehen als Ambition mit den Tauben zu posieren als die Tierliebe an sich. Ich schaue mir dieses Spiel 1 Minute an und drehe dem Mann den Rücken zu.
Möge der Wahre Tauben Mann in Frieden ruhen!
Auch der Eifelturm ist nicht mehr frei zugänglich, was den Anschlägen in Paris geschuldet ist. Eine Riesen undurchsichtige Umzäunung riegelt das ganze Gelände rund um dem Eifelturm ab. Will man hinein, muss man durch Taschen Kontrollen. Bei der Masse der Menschen, ergibt sich daraus eine Riesen Schlange und ewige Wartezeiten.
Wir haben darauf verzichtet! Ich habe ja meine Erinnerungen!
Aber was nach wie vor, noch wunderschön ist, ist der Trocadero Platz. Eine Aussichtsplattform zum Eifelturm hin. Ein Platz wo schon Fotografen wie Elliot Erwitt das berühmte Bild mit dem springenden Passanten und offenen Regenschirm machte, ein Liebespärchen kurz dahinter küssend im Regen steht. Davon gibt es übrigens zwei Varianten – was heißt, das die Szenerie inszeniert ist.
Dort habe ich dann auch die meisten Photos gemacht. Ein Traum von mir war es, Paris im Regen zu fotografieren.
Als wir dort standen, wurde mein Traum wahr! Ein Magischer Moment. Hastig huschten viele an mir vorbei, um sich vor dem Regen in Sicherheit zu bringen. Um plötzlich den Platz ganz für sich alleine zu haben. Meine Begleitung stand neben mir und hielt einen Regenschirm über mir, währen ich auf dem Boden saß und mit meinem Stativ meine Aufnahmen machte.
Eine Gruppe Asiaten, waren wohl gerade mit dem Bus angekommen und stürmten hastig im Regen den Platz. Auch sie boten mir genau das was ich dann brauchte. Offene Regenschirme. Sie dienten mir als Silhouette.
Paris hat sich verändert, so wie sich die Welt stetig verändert. Das Heute ist morgen schon das gestern. Ich bin dankbar dafür, dass ich schon mehrere Male Paris besucht habe. Ich werde immer wieder hier her kommen, bis ich genug habe.
Paris lebt und pulsiert. Eigene Sichtweisen und emotionale Zustände werden die Bilder die entstehen, beeinflussen. Aus diesem Grunde werde ich nie Müde, Paris mit meinen Augen zu sehen und Euch zu zeigen.
Wir haben am letzten Tag getanzt. Am Grand Arche in Nanterre. Am höchsten Punkt mit Blick auf die Champs Elysee Die Musik aus einer Box kommend, drehten wir uns zur Musik, im Wissen – ich kommen wieder.
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Frank (Mittwoch, 12 Februar 2020 09:32)
Lass uns wieder nach Paris fahren.......so schnell wie möglich .....27
Susanne Jeroma (Mittwoch, 12 Februar 2020 19:17)
was bleibt, ist die veränderung.
davon wollen wir so oft nichts wissen, können aber nichts dagegen tun.
ich muss trotzdem, oder auch genau deswegen wieder mal hin!
Erich Wilhelm (Freitag, 31 Juli 2020 09:09)
Schön, unglaublich schön. Ich ärgere mich manchmal, dass ich aus meiner zeit als ich in Paris gearbeitet habe gar keine Fotos, sondern nur Bilder im Kopf habe... Vielleicht sollte ich noch einmal los und meine Erinnerungen festhalten bevor sie hinter einer Nassplatte verschwinden.